Chor

Foto: Michael Jordan

Kirchenchor Herz Jesu Koblenz – eine feste Institution

Bei Luftangriffen auf Koblenz am 6. November 1944 erlitt die Herz Jesu Kirche schwere Schäden und brannte völlig aus. Deshalb ist die Gründungsgeschichte des Chores nur noch durch die handschriftliche Chronik des Herrn Peter Lauxem belegt. Peter Lauxem war langjähriger Vorsitzender und Gründungsmitglied des Kirchenchores Herz Jesu Koblenz.

Die Pfarrei Herz Jesu hatte in den ersten 20 Jahren ihres Bestehens keinen eigenen Kirchenchor. Damals existierte ein Männerchor (St. Johann), der der Jesuitenkirche zugeordnet war und an hohen Festtagen auch in der Herz Jesu Kirche sang.

Anlass für die Gründung eines neuen Kirchenchores Herz Jesu war das Fronleichnamsfest 1923. die Prozessionen gingen alljährlich abwechseln von den Pfarreien St. Kastor und Liebfrauen aus. Da Herz Jesu inzwischen zu einer großen Pfarrei angewachsen war, sollte nach Dekanatsbeschluss künftig auch dort eine Prozession beginnen.

Dem damaligen Pastor Dr. Julius Schmidt war es ein großes Anliegen, mit einem eigenen Chor die liturgischen Gesänge an den vier Altären zu übernehmen. Der neue Kirchenchor sollte ein gemischter Chor sein. Pastor Schmidt ging selbst in die Häuser und warb für den Chor.

So wurde Ende 1922 der gemischte Kirchenchor Herz Jesu gegründet, der dann ab 1923 mit wöchentlichen zwei Proben begann.

In kurzer Zeit stieg die Mitgliederzahl auf über 80 an. Da die Pfarrei Herz Jesu nur über eine Person als Küster und Organist in Personalunion verfügte, wurde in der folge eine Chorleiterstelle ausgeschrieben, die von 1923 bis 1929 von Herrn Josef Heinen aus Aachen bekleidet wurde. Unter seiner Leitung sang der Chor zum ersten Mal am Ostersonntag 1923 im Hochamt die “Missa Salve Regina” von Johann Gustav stehle. An Fronleichnam wählte Heinen die Prozessionsgesänge von Haller und Mitterer (mit Orchester). Noch im Laufe des Jahres 1923 wurde begonnen, die sechsstimmige Missa “O crux ave” von Franz Nekes einzustudieren.

Als Chorleiter folgten Peter Kirschen (übergangsweise), Musikdirektor und Komponist Severin Wiemer (1930 bis 1941), Musikdirektor Josef Buschmann (1941 bis 1949), Caspar Oehms (1949 bis 1950), erneut Severin Wiemer (1950 bis 1961), Günther Kaunzinger (1961 bis 1962) und Ernst Mathias Schmitz.

Ernst Mathias Schmitz leitete den Chor 27 Jahre lang und prägte ihn in dieser Zeit. Zu den besonderen Ereignissen gehörten die drei Chorjubiläen (1963 bis 1993), nebst zahlreichen Festgottesdiensten und Chorfahrten (z.B. nach Rom im Oktober 1973 aus Anlass des 50-jährigen Bestehens).

Von 1989 bis 1990 übte der hauptberufliche Studienrat am Asterstein-Gymnasium tätige Heinz-Willi Grandjean die Organisten- und Chorleiterstelle kommissarisch aus.

Am 1. November 1990 trat Joachim Aßmann seinen Dienst in der Kirchengemeinde Herz Jesu an und widmete sich mit Hingabe und Engagement sowohl dem Orgelspiel als auch der Chorarbeit. Humorvoller Umgang mit den Sängern und Instrumentalisten sowie fachliches Können an den für ihn wichtigen Themen wie Rhythmus, Stimmbildung, Klangfarbe und musikalische Gestaltung zeichnen seine Probearbeit aus. Auf diese Weise konnte er über die Jahre hinweg die Weiterentwicklung des Chores auf ein qualitativ beachtlich hohes Niveau anheben.

Viele Meisterwerke der Chor- und Orchesterliteratur berühmter Komponisten gelangten so in den vergangenen Jahren zur Aufführung, u.a. Georg Friedrich Händels Oratorium “Der Messias”, verschiedene Kantaten von Johann Sebastian Bach sowie dessen “Weihnachtsoratorium” und die “Johannespassion”, “Krönungsmesse”, Spatzenmesse” und “Requiem” von Wolfgang Amadeus Mozart, “Paukenmesse”, Nelsonmesse”,” Mariazellermesse” sowie “Die Schöpfung” von Joseph Haydn, “Lobgesang” von Felix Mendelssohn Bartholdy, die große “Messe in A” von César Franck, “Requiem” von Gabriel Fauré und “Messe solenelle” von Louis Vierne.

Außerdem fanden musikalisch gestaltete Chorfahrten nach Paris, Leipzig, Aachen, Brügge, Rom und an den Bodensee statt.

Sowohl in den großen Messen und Oratorien als auch in kleineren geistlichen Werken steht für Joachim Aßmann die Musik als Glaubensverkünderin im Vordergrund. Hier sieht er die Hauptaufgabe des Kirchenchores und vermittelt diese Haltung auch unentwegt seinen Sängerinnen und Sängern.

Eine Herausforderung in der Chorarbeit wurde die “Corona-Pandemie” ab März 2020. Aufgrund der Schutzmaßnahmen waren Chorproben zeitweise nicht oder kaum möglich. Mit einem strikten Hygienekonzept und der Aufteilung in Chorgruppen, konnte die Probenarbeit nach und nach wieder aufgenommen werden. Besonders erfreulich ist, dass der Chor trotz dieser schwierigen Situation – nicht zuletzt durch den Auftritt auch in modernen Medien wie Facebook und Instagram – dennoch neue Sängerinnen und Sänger hinzugewinnen konnten.

Nach alldem ist das Jahr 2023 für den Kirchenchor Herz Jesu ein ganz besonderes Jahr. Allen Widrigkeiten zum Trotz darf er in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern. Als Reminiszenz an die Anfänge des Chores wurde im Osterhochamt dieses Jahres erneut die “Missa Salve Regina” von Johann Gustav Stehle gesungen.

Höhepunkt der Feierlichkeiten wird das große Jubiläumskonzert mit der Verleihung der Palestrina-Medaille am 30. September in der Herz Jesu Kirche sein. In einer außergewöhnlichen Kombination aus altklassischer Vokalpolyphonie und oratorischem Barock stehen sich Georg Friedrich Händels “Messiah” und Giovanni Pierluigi da Palestrinas “Missa brevis” gegenüber und ergänzen sich in der inhaltlichen Aussage der Heilsbotschaft Jesu Christi.

Wir hoffen, dass der Kirchenchor Herz Jesu in eine ebenso langjährige wie abwechslungsreiche Zukunft blicken darf.

Quelle: handschriftliche Chronik Peter Lauxem